Der Talk – NDR-info
NDR-info - “Der Talk” - 55 Minuten Interview mit einem Gesprächspartner über dessen Arbeit und Leben
Helga Rohra, Demenzaktivistin
Lauter ist sie geworden, seitdem sie ihre Demenz öffentlich macht, Helga Rohra 58 Jahre alt, ehemals Simultandolmetscherin. Vor vier Jahren wurde ihr eine Lewy-Körperchen-Demenz attestiert, seit gut zwei Jahren versucht sie nicht mehr, diese Demenz zu verheimlichen. Anfangs hat sie sich noch hinter einem Pseudonym versteckt, jetzt sagt sie ihren Namen, spricht auf Kongressen, stellt sich der Diskussion in Talk-Shows. Mitleid will sie nicht, sondern Respekt. Auch wenn es ihr mitunter verdammt schlecht geht, zeigt sie lieber ihre Stärken. Und ihren Humor.
Ihr zweites Buch ist 2011 auf den Markt gekommen: „Aus dem Schatten treten. Warum ich mich für unsere Rechte als Demenzbetroffene einsetze“. Das erklärt Helga Rohra auch im
TALK am Ostermontag - 9. April 2012 - um 12.05 und 21.05 Uhr auf NDR-info
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Beate Klarsfeld
Beate Klarsfeld im Gespräch mit Burkhard Plemper
"Lebenslange Verpflichtung"
Beate Klarsfeld sieht für sich eine lebenslange Verpflichtung gegenüber den Opfern der NS-Diktatur. Die junge Berlinerin Beate Klarsfeld ging Anfang der 60er-Jahre als Au-Pair-Mädchen nach Paris. Dort heiratete sie den französischen Anwalt und Historiker Serge Klarsfeld, dessen Vater in Auschwitz ermordet wurde. Als Konsequenz aus dieser Familiengeschichte verfolgte das Paar jahrzehntelang Kriegsverbrecher, die sich der Justiz entziehen wollten.
Beate und Serge Klarsfeld machten Kurt Lischka ausfindig, der im Nationalsozialismus für die Deportation französischer Juden verantwortlich war. Er arbeitete in Köln als Prokurist. Klaus Barbie, den grausamen Gestapo-Chef von Lyon, spürten sie Anfang der 70er-Jahre in Bolivien auf.
Eine Ohrfeige für Kurt-Georg Kiesinger
In der deutschen Öffentlichkeit wurde Beate Klarsfeld im November 1968 bekannt: Auf einem CDU-Parteitag ohrfeigte sie den damaligen Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger, um auf dessen Rolle im Nationalsozialismus aufmerksam zu machen. Dafür wurde sie zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt.
Burkhard Plemper hat die heute 72-Jährige getroffen, die sich als Deutsche nicht schuldig fühlt, sich aber in einer lebenslangen Verpflichtung gegenüber den Opfern sieht.
Der Talk am Sonntag, 15. Mai 2011 um 16.05 Uhr auf NDR Info.
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Und vorher war Beate Klarsfeld zu Gast im Körberforum:
Meldung vom Dienstag, 28. Februar 2012
Beate Klarsfeld: Skandal als Strategie
Eine Ohrfeige für den damaligen Bundeskanzler Kiesinger hatte sie berühmt gemacht. Als Kandidatin der Linkspartei stellt sich Beate Klarsfeld am 18. März in der Bundesversammlung zur Wahl um das
Amt des Bundespräsidenten. Als »große Ehre« und »eine Würdigung« ihrer Arbeit – den Kampf um die Ahndung von NS-Verbrechen in Europa – bezeichnete Klarsfeld ihre Nominierung. »Mit einem
kleinen Skandal auf einen großen Skandal aufmerksam machen« ‒ so hatte sie einmal ihre Strategie beschrieben. Zwei Arbeiten hatten sich im Rahmen des letzten Geschichtswettbewerbs zum Thema
»Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte« mit der Aktivistin auseinandergesetzt. Mit Burkhard Plemper von NDR Info sowie mit Jugendlichen sprach Beate Klarsfeld am 28. März im
KörberForum über ihr Lebenswerk.
http://www.koerber-stiftung.de/bildung/podcasts-bildung/podcast-details-bildung/artikel/skandal-als-strategie.html
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Axel Schildt
30.01.2011 16:05 Uhr
Axel Schildt im Gespräch mit Burkhard Plemper
Lebendige Geschichtsforschung in Hamburg
Axel Schildt ist Professor für Neuere Geschichte und Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte an der Universität Hamburg.
Axel Schildt Er hat über
die Weimarer Republik promoviert, über die erste Hochhaussiedlung in Deutschland geforscht, über alternative Milieus und jetzt über die Intellektuellen der Nachkriegszeit.
Das Interesse der Öffentlichkeit an dieser ‚lebendigen‘ Geschichts- forschung ist sehr groß. Auch unter den Historikern genießen die Zeitgeschichtler zunehmend mehr Ansehen. Problematisch ist
manchmal das Spannungsverhältnis zwischen dem, was Historiker aus Quellen lesen, und dem, was Zeitzeugen persönlich erlebt haben.
Burkhard Plemper hat Axel Schildt getroffen und mit ihm über verschiedene Formen der Vergangenheits-Betrachtung gesprochen.
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Günter Wallraff
Der Talk | 23.05.2010 16:05 Uhr
Günter Wallraff
“Man muss sich verkleiden, um die Gesellschaft zu demaskieren” - das ist das Lebens-Motto von Günter Wallraff.
Mit seinen unkonventionellen Methoden hält er der deutschen Gesellschaft seit über
40 Jahren einen Spiegel vor. Der Enthüllungsjournalist machte Undercover-Erfahrungen zum Beispiel als Obdachloser, Zeitarbeiter oder Brötchen-Bäcker.
Für sein Engagement wurde er mit zahlreichen
Preisen ausgezeichnet.
Hören Sie nun ein Gespräch von Burkhard Plemper mit Günter Wallraff, das am Donnerstag, 20. Mai, im Körberforum in Hamburg aufgezeichnet wurde.
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Jean Ziegler im Gespräch mit Burkhard Plemper
Er wird geliebt und verehrt, angefeindet und gehasst:
Der Schweizer Jean Ziegler ist weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus bekannt.
Laut und mit deutlichen Worten hat er sich immer eingemischt: als Professor der Soziologie, als Politiker und als ranghoher Vertreter der Vereinten Nationen.
Der 75jährige gilt als Globalisierungskritiker: Für den millionenfachen Hungertod in der Welt macht er den Raubtierkapitalismus verantwortlich.
Mit diesem Thema setzt er sich auch in seinem neuen Buch auseinander: "Der Hass auf den Westen: Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren".
Burkhard Plemper hat Jean Ziegler in Genf getroffen.
"Der Hass auf den Westen: Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren"
C. Bertelsmann Verlag, 288 Seiten, ISBN 3570011321, 19,95 EUR
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Majella Lenzen
14.02.2010 16:05 Uhr
Majella Lenzen im Gespräch mit Burkhard Plemper
Über vierzig Jahre lang hatte sich Majella Lenzen dem Ordensleben verschrieben: 33 Jahre lang arbeitete sie als "Schwester Maria Lauda" in Afrika. Nach Demütigungen und Mobbing hat sie das Ende
ihrer Zeit als katholische Nonne als Befreiung erlebt.
In ihrem Buch "Das möge Gott verhüten: Warum ich keine Nonne mehr sein kann" beschreibt Majella Lenzen ihre Zeit bei den "Missionsschwestern vom Kostbaren Blut". Schonungslos rechnet die Autorin
ab - mit ihrer Vergangenheit, ihren Vorgesetzten, den Vertretern der Amts-Kirche.
Burkhard Plemper hat mit Majella Lenzen gesprochen, 15 Jahre nach dem Ende ihres Ordenslebens.
"Das möge Gott verhüten: Warum ich keine Nonne mehr sein kann"
DUMONT Literatur und Kunst Verlag, 288 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 383219519X
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Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft und Vorstandsmitglied der Aktion Demenz
Seit zwanzig Jahren ist sie unterwegs für Menschen mit Demenz, als Bundesvorsitzende der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft und Mitglied im Vorstand der Aktion Demenz: Heike von Lützau-Hohlbein.
Für ihr Engagement hat die 62jährige Informatikerin das Bundesverdienstkreuz am Bande bekommen, Jahre vorher die Bayerische Staatsmedaille für besondere soziale Verdienste.
Heike von Lützau-Hohlbein weiß, worum es geht, wenn sie die Nöte pflegender Angehöriger in die Öffentlichkeit trägt und Bürgerrechte auch für Menschen mit Demenz einfordert: Ihre Mutter war
verwirrt und später auch die Schwiegermutter.
Seit über 40 Jahren lebt die gebürtige Flensburgerin in München, zwischenzeitlich in Latein-Amerika, wohin sie ihren Mann begleitet hat. In Mexico hat sie studiert, in Deutschland als
selbständige Informatikerin IT-Projekte realisiert. Inzwischen im Ruhestand pendelt sie zwischen München und Berlin, wo sie Politiker auf Trab bringt, mehr für Menschen mit Demenz und ihre
Angehörigen zu tun.
Heike von Lützau-Hohlbein ist zu Gast bei Burkhard Plemper. Im Talk auf NDR-info am 27. September 2009 von 16.05 bis 17.00 Uhr.
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Prof. Dr. Peter Schönhöfer
Er gilt als „der Schrecken der Pillendreher“, ist einer der profiliertesten Kritiker der Pharmazeutischen Industrie in Deutschland: Peter S. Schönhöfer, promovierter und habilitierter Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie, emeritierter Professor, ehemals Abteilungsleiter und Forschungskoordinator im Bundesgesundheitsamt, früher als Senatsdirektor Leitender Gesundheitsaufseher des Landes Bremen. Der 73jährige ist heute Mit-Herausgeber des „arznei-telegramms“, warnt vor einer Angstpsychose in Zeiten der Schweinegrippe. Die massenhafte Impfung großer Teile der Bevölkerung hält er für unsinnig, gar gefährlich wegen etwaiger Nebenwirkungen.
Schon früher hat Schönhöfer kritisiert, dass manch Arzneimittelhersteller nicht auf den Markt bringe, was tatsächlich gebraucht wird, sondern - mit oft unlauteren Mitteln - den Markt manipuliere, um Gewinn versprechende „Schein-Innovationen“ abzusetzen. Er geht noch weiter: In Deutschland, einst die „Apotheke der Welt“, verschwinde so die Grundlagenforschung. Neues komme vor allem aus Ländern wie den USA. Für sein Engagement ist der streitbare Arzt und Chemiker, Hochschullehrer und Ministerialbeamte im Jahre 2002 mit dem „Integrity Award“ von der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International ausgezeichnet worden.
Peter S. Schönhöfer ist zu Gast bei Burkhard Plemper. Im Talk am Sonntag, den 30. August 2009, von 16.05 - 17.00 Uhr, auf NDR-info.
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Dr. Udo Janßen, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Krankenhausinstituts
Er kann alles, ist Arzt und Betriebswirt, hat Organisationspsychologie und Medizintechnik studiert, Gerontologie und Jura. Dr. Udo Janßen. Seit kurzem leitet der 41jährige das Deutsche
Krankenhausinstitut, sucht nach neuen Wegen für das Gesundheitswesen, das von vielen als zu teuer und zu wenig effektiv kritisiert wird. Er eckt an, wenn er infrage stellt, dass die
niedergelassenen Ärzte noch die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen können, oder fern jeder Ideologie zur Kenntnis nimmt, dass die Polikliniken in der DDR vielleicht doch nicht so schlecht
gewesen sind. Er will Vordenker sein, deshalb hat ihn die neue Aufgabe in der Ideenschmiede der Dachorganisation für alle Deutschen Kliniken gereizt.
Im Gespräch wirft er einen kritischen Blick
auf die Zukunft der Krankenhäuser und skizziert, wie wir das Versorgungssystem weiter entwickeln sollten.
NDR-info Der Talk, am 14. Juni, 16.05 bis 17.00 Uhr
Prof. Dr. Thomas Klie
Kaum eine Tagung, auf der er nicht vorträgt, kein namhafter Verband, in dem er nicht mitredet: Thomas Klie ist ein umtriebiger Mensch. Der 55jährige promovierte Jurist lehrt an der Evangelischen
Hochschule in Freiburg, leitet das dortige Institut für Zivilgesellschaftliche Entwicklung, ist Experte für rechtliche Fragen der Pflege und der Sozialpolitik. Sein Ziel ist es, mit
praxisorientierter Forschung den Alltag zu verändern: Auf Augenhöhe sollen sich professionelle Helfer und ihre „Kunden“, Angehörige und ehrenamtlich Engagierte begegnen. Die Pflege, die
tagtäglich in Familie und Nachbarschaft geleistet wird, brauche mehr Anerkennung, ist er überzeugt. Es geht ihm keineswegs darum, durch Ehrenamtliche im Versorgungssystem Kosten zu sparen. Gegen
die Vereinnahmung durch neoliberale Kräfte, die Leistungen des Sozialstaates abbauen wollen, setzt er sich zur Wehr. Die „Zivilgesellschaft“ ist sein Ziel: Bürgerinnen und Bürger mischen sich
ein, arbeiten mit, lernen Neues und holen sich so einen Teil dessen zurück, was wir in unserer Gesellschaft auf professionelle Experten verlagert haben - die Fähigkeit zu helfen.
Dafür brauchen wir Strukturen: in der Nachbarschaft, in der Kommune, in der Sozialpolitik. So berät Thomas Klie mit seinen Mitarbeitern Stadtverwaltungen und Landesregierungen, Wohlfahrtsverbände
und Heimträger, wie die herkömmliche Versorgung verändert werden kann: Etwa vom Heim zur Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz, von der sog. Sachleistung für Pflegebedürftige zum
selbstverwalteten Budget, von der Abhängigkeit von Profis zur Stärkung der Selbsthilfe. Zivilgesellschaft heißt für ihn, nicht alles für Menschen zu tun, die Hilfe benötigen, sondern es mit ihnen
zu tun, sie ernst zu nehmen als Bürgerinnen und Bürger. Dafür setzt er sich ein - etwa im Vorstand der Aktion Demenz. Oder als Rechtsanwalt - eine Tätigkeit, die ihn die Bodenhaftung nicht
verlieren lässt.
Zum Auftakt der ARD-Themenwoche zum Bürgerschaftlichen Engagement, Sonntag, den 10. Mai, 16.05 bis 17.00 Uhr auf NDR-info.
Prof. Dr. Winfried Hassemer
Politiker zu werden hat ihn nie gereizt. Politisch war er aber immer und gern hat er Politiker in ihre Schranken gewiesen: Winfried Hassemer, ehemaliger Vizepräsident des
Bundesverfassungsgerichts. Eine Karriere als renommierter Hochschullehrer hatte er schon hinter sich, als er 1991 zum Hessischen Datenschutzbeauftragten gewählt wurde und fünf Jahre später zum
Verfassungsrichter. 1940 geboren hat der junge Jurist seit Mitte der Sechziger Jahre an den Universitäten in Saarbrücken und München geforscht. Mit 33 Jahren wurde er Professor am juristischen
Fachbereich der Universität Frankfurt/Main. Seine Spezialgebiete: Strafrecht und Strafverfahrensrecht, Rechtstheorie und -Soziologie. Das Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern stand im
Mittelpunkt seines Interesses als Forscher und als Datenschützer: Er kritisierte ausufernde Sicherheitsüberprüfungen durch den Verfassungsschutz und warnte davor, mit Mautsystemen
Bewegungsprofile von Autofahrern zu erstellen.
Natürlich gilt in der Demokratie, was die Mehrheit beschlossen hat, aber nur, solange das den Grundrechten und der Verfassung entspricht, betont
Hassemer, dessen Aufgabe als Verfassungsrichter es war, eben das zu prüfen.
In seinem neuen Buch mit dem Titel „Warum Strafe sein muss. Ein Plädoyer“ betont der 69jährige die Notwendigkeit eines
geregelten und durchschaubaren Strafverfahrens. Es ist ihm ein Anliegen, auch die Rechte eines Angeklagten gegenüber Opfer, Staat und Öffentlichkeit zu wahren.
Im Gespräch mit Burkhard Plemper wirft Winfried Hassemer einen kritischen Blick auf die Justiz. 1. Mai von 12.05 bis 13.00 Uhr
Prof. Dr. Wilhelm Nölling,
gesendet am 1. Februar, 16.05 - 17.00 Uhr. Aus der Ankündigung des NDR: “Wir mussten als Kinder mitarbeiten, ich bin ein halber Waldarbeiter….” berichtet Wilhelm Nölling über seine Kindheit im Bergischen Land in den dreißiger Jahren. Zwölf Kinder hat sein Vater, ein einfacher Waldarbeiter, durchgebracht, die Familie lebte in kärglichsten Verhältnissen. “Das Schlimmste war nicht die Ernährung” erinnert sich der 75-jährige Nölling, schlimmer war es, Kleidung, vor allem Schuhe, zu beschaffen und Bücher. Aus diesen ärmlichen Verhältnissen hat der Junge sich empor gearbeitet, war wissbegierig und lesehungrig, hat nach der Volks- die Handelsschule besucht und über eine Lehre im Arbeitsamt, die Verwaltungsakademie in Köln, die Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg und schließlich beim berühmten Ökonomen Karl Schiller studiert. Engagiert in Gewerkschaft und SPD wurde er Bundestags-
abgeordneter und Senator in Hamburg, für Gesundheit, später für Wirtschaft und Finanzen. Er leitete die Aufsichtsräte öffentlicher Unternehmen und zehn Jahre lang die Landeszentralbank.
Gelehrt
hat der promovierte Volkswirt auch dort, wo er gelernt hat, an der Akademie für Gemeinwirtschaft, die später zur Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik wurde, kurz HWP. Er ist gegen den
Strom geschwommen, zuletzt vor zehn Jahren, als er mit drei anderen Wirtschafts-Wissenschaftlern vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Einführung des Euro geklagt hat, vergeblich. Er habe
immer wirtschaftliche Überlegungen und Sozialpolitik miteinander verbunden, betont der Professor, der heute mit seiner Frau auf dem Land vor den Toren Hamburgs lebt, auf einem Hof mit zahlreichen
Tieren.
Buchtipp: Wie viele Anker braucht der Mensch? Gesamtausgabe
(3 Bd.), Klaus-Schümann-Verlag Hamburg,
ISBN 978-3-9811530-0-2, 1088 S., 25 Euro
Dr. Brigitte Hamann, Historikerin und Autorin
Zweiter Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, 16.05 bis 17.00 Uhr NDR-info.
Informationen zur Sendung: Irgendwann hatte sie es satt, sich nur um drei kleine Kinder, Schwiegermutter und den Haushalt zu kümmern. Dafür hatte sie nicht Geschichte studiert und als Redakteurin
gearbeitet, bis sie ihrem Mann nach Wien folgte: Elisabeth Hamann, 1940 in Essen geboren. Sie hat sich durchgesetzt gegenüber ihrem Mann, dem bewunderten Geschichtsprofessor, hat mit einer
Dissertation Aufsehen erregt und ein Buch nach dem anderen geschrieben: Mit „Kronprinz Rudolf“ fing es an, „Elisabeth - Kaiserin wider Willen“ wurde ein Bestseller, mit „Hitlers Wien“ ergründete
sie, auf welchem Nährboden Hitlers Antisemitismus gedieh, in „Winifred Wagner“ tauchte sie in das Bayreuth der Nazizeit ein. In ihrem neuen Buch „Hitlers Edeljude. Das Leben des Armenarztes
Eduard Bloch“ - Piper-Verlag - schildert sie das Schicksal des Hausarztes der Familie Hitler. Der hatte sich intensiv um Hitlers tödlich erkrankte Mutter gekümmert und einen empfindsamen jungen
Mann schätzen gelernt. Elisabeth Hamann geht der Frage nach, wie aus diesem jungen Mann ein verbrecherischer Diktator und Massenmörder werden konnte. Über „seinen Edeljuden“ hatte Hitler seine
schützende Hand gehalten, ihm schließlich die rettende Ausreise in die USA erlaubt.
Brigtte Hamanns Buch „Hitlers Edeljude.
Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch“ ist im Piper-Verlag erschienen, hat 512 Seiten und kostet € 24,90 - ISBN: 9783492051644
Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt
“Geschlecht zwischen Spiel und Zwang” ist der Titel eines Buches, das sie herausgegeben hat, es ist auch das Thema, an dem sie täglich arbeitet. Hertha Richter-Appelt, promovierte Psychologin,
Analytikerin und Verhaltenstherapeutin, Professorin am Institut für Sexualforschung der Hamburger Universitätsklinik.
Ist das, was wir als typisch männlich und typisch weiblich bezeichnen, durch die Gene bestimmt, hormonell bedingt, gesellschaftlich geprägt oder von Vorbildern gelernt? Es ist all das, ist die
Professorin sicher, die in Therapie, Forschung und Lehre an der Nahtstelle von Psychologie und Biologie arbeitet. Ihr besonderes Interesse gilt denjenigen, die sich nicht eindeutig zuordnen
lassen: xy-Frauen, intersexuellen Menschen. Bei ihnen ist zum Beispiel die körperliche Entwicklung anders verlaufen als ihren Chromosomen nach zu erwarten war; ihre Genitalien sind nicht
eindeutig ausgeprägt. Mit dem Skalpell hat bei vielen der Chirurg versucht, ihnen ein Geschlecht zuzuweisen.
Die Folgen arbeitet Hertha Richter-Appelt auf: Verunsicherung bis hin zu Depressionen. Hilfe finden in ihrer psychoanalytischen oder Verhaltenstherapie Menschen, die Gewissheit über ihre
geschlechtliche Identität suchen, Menschen, die darunter leiden, das - nach ihrem Empfinden - falsche Geschlecht zu haben, Menschen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind - meist sind es
Frauen. Diese Patienten stehen auch im Mittelpunkt der Forschung der gebürtigen Österreicherin. Ihre Erkenntnisse gibt sie weiter an die nachfolgenden Generationen der Mediziner und Psychologen.
Buchtipp:
“Geschlecht zwischen Spiel und Zwang”
Psychosozial-Verlag, 298 Seiten, 29,90 EUR, ISBN 3898063623
Montag, 25. August 2008, 21.05 bis 22.00 Uhr, NDR-info abrufbar im Podcast unter www.ndr-info.de